Fundamentalanalyse – Grundlagen, Fachbegriffe und Möglichkeiten der Fundamentalanalyse!
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 10.03.2021
Fundamentalanalyse ODER technische Analyse oder doch Fundamentalanalyse UND technische Analyse? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen!
Einer Sache auf den Grund zu gehen, ist die menschliche Natur. Deswegen sind die Prinzipien der Fundamentalanalyse nicht nur in der Finanzwelt relevant. Bei der Bewertung von Aktien hat die Fundamentalanalyse eine lange Tradition, aber auch Trades mit Rohstoffen oder Optionen profitieren stets von einer soliden Analyse. Der Einstieg kann Privatanleger durchaus überfordern, dies liegt vor allem an den Fachbegriffen und den Abkürzungen. Deswegen gibt es diesen Ratgeber, der alle Grundlagen der Fundamentalanalyse erläutert. Sie können den Artikel auch als kostenfreies PDF herunterladen.
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Die Fundamentalanalyse will den fairen oder angemessenen Preis von Wertpapieren („innerer Wert“, „fair value“) zu ermitteln. Anders als die Chartanalyse basiert sie nicht auf einer Betrachtung von Börsenkursen, sondern auf betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Daten, den sogenannten Fundamentaldaten. Es geht also um viel mehr als um die Aktienanalyse von börsennotierten Aktiengesellschaften, auch Devisen-Trades und Rohstoff-Trades können auf Basis einer Fundamentalanalyse erfolgreich geplant werden.
Die Begründung der Verfechter der Fundamentalanalyse ist denkbar einfach: ohne ein Unternehmen oder ein anderes Asset (z.B. Währungspaar-CFD oder Rohstoff-Future) zu kennen, kann man guten Gewissens einfach nicht in das entsprechende Wertpapier investieren! Damit steht die Fundamentalanalyse in scharfem Kontrast zur technischen Analyse. Diese Herangehensweise an die Analyse konzentriert sich auf Kursverläufe (Chartanalyse) und auf die mathematisch-statistischen Indikatoren (Indikatorenanalyse). In der Praxis kommt dabei meist eine sinnenhafte Kombination dieser beiden Ansätze zum Einsatz. Konkrete betriebs- und volkswirtschaftliche Daten werden von technischen Analysten eher selten beachtet, die theoretische Begründung dafür ist bestechend einfach: in den Kursen und Indikatoren sind die fundamentalen Daten bereits voll berücksichtigt!
Die Fachbegriffe Fundamentalanalyse und Value Investing sind spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts untrennbar verbunden. Vorreiter der fundamentalen Betrachtung von Unternehmen, Wertpapieren und Märkten war dabei der US-Investor Benjamin Graham. Heute steht der Name des US-Investors Warren Buffett fast schon synonym für Fundamentalanalyse und daraus resultierendes, erfolgreiches Value Investing. Charlie Munger, die rechte Hand von Warren Buffet bei Berkshire Hathaway, fasste in einer BBC-Dokumention die Checkliste des Value Investing in nicht mal einer Minute prägnant zusammen. Ganz ohne Kennzahlen und nur auf der Basis unternehmerischen Sachverstandes. Wer Trading einmal von dieser Perspektive betrachtet, bekommt einen ganz frischen Blick. Hier das Zitat im englischsprachigen Original mit deutscher Übersetzung:
„It's a very simple set of ideas:
1) We have to deal in things that we're capable of understanding.
2) A business with some intrinsic characteristics that give it a durable competitive advantage.
3) A management in place with a lot of integrity and talent.
4) No matter how wonderful it is, it's not worth an infinite price, so we have to have a prica, that makes sense!“
„Im Grunde ist es ein ganz einfaches Konzept:
- Wir sollten nur mit Produkten handeln, die wir auch wirklich verstehen.
- Die wesentlichen Merkmale der Geschäftsidee müssen dauerhafte Wettbewerbsvorteile bieten. 3. Das Management muss wirklich fähig und rechtschaffen sein.
- Egal wie toll etwas sein mag – es ist nicht unendlich viel wert. Es muss dafür einen Preis geben, der auch Sinn macht.„
Dieses Grundkonzept lässt sich übrigens auch auf Volkswirtschaften, sogar auf ganze Währungsräume, übertragen. Das „Management“ im obigen Beispiel kann dabei durch „Regierungskabinette“ und/oder „Finanzminister der Euro-Zone“ ersetzt werden. Die „Geschäftsidee“ entspricht ungefähr der fundamentalen Qualität und Struktur einer Volkswirtschaft, die entweder für die Herausforderungen der Globalisierung gerüstet ist – oder eben nicht. Auch der Preis von Forex-CFDs oder Getreide-Futures ist nicht beliebig groß, sondern es gibt stets einen sehr klar definierten Rahmen, wie viel für ein derartiges Asset bezahlt werden sollte. Ganz entscheidend bei der Übertragung ist der erste der vier Punkte: nur wer komplexe Finanzderivate wie Optionen oder Futures verstanden hat, sollte in sie investieren beziehungsweise mit ihnen handeln.
Zwischen den Verfechtern der Analyse-Traditionen „fundamentale Analyse“ und „technische Analyse“ herrscht spätestens den 1980er-Jahren eine gesunde Konkurrenz. Damals begann, unterstützt durch den rasanten Ausbau von globalen Kommunikationsnetzwerken, der Siegeszug der technischen Analyse. Dieser Trend wurde durch die Erfindung und Verbreitung des Internet noch einmal potenziert. Für die Mehrzahl der Anleger und Trader ist die Frage „Fundamentalanalyse oder technische Analyse?“ sogar eine quasi-religiöse Angelegenheit, bei der Argumente mit Inbrunst ausgetauscht werden. Schlimmstenfalls geht dabei die Objektivität verloren. In diesem Zusammenhang wird dann die genutzte Methode in den Himmel gelobt und der jeweils andere Ansatz dagegen herabgesetzt. Einigen bereitet diese Grundsatzdiskussion sicher Freude. Allerdings ist sie nicht zielführend. Im Gegenteil. Immer mehr Stimmen werden laut, dass die beiden Analyse-Wege nicht gegeneinander, sondern miteinander genutzt werden müssen, um an den immer stärker vernetzten globalen Finanzmärkten als Anleger mit den eigenen Handelsstrategien bestehen zu können. Werfen wir nun aber zuerst einmal einen Blick auf die Grundannahmen der Fundamentalanalyse!
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Die wichtigsten Grundlagen der Fundamentalanalyse
Die Prinzipien der Fundamentalanalyse lassen sich in drei wichtigen Leitsätzen prägnant zusammenfassen:
- in den Charts und den Marktbewegungen sind noch nicht alle Daten eingepreist
- der richtige, faire Preis für ein Asset wird über kurz oder lang erreicht
- Marktineffizienzen können durch fundamentale Analyse entdeckt und ausgenutzt werden
Verfechter der fundamentalen Analyse verzichten deswegen entweder komplett auf die Analyse von Kursverläufen und Charts oder nutzen die technische Analyse lediglich um den genauen, zeitlichen Einstieg in ein Investment festzulegen. Um Aktien, Währungspaare und Rohstoffe analysieren zu können, braucht es einige grundlegende Fachbegriffe. Anders als bei der technischen Analyse, die mit Asset-übergreifenden Trendmodellen und Indikatoren arbeitet, gibt es bei der Fundamentalanalyse für verschiedene Anlageklassen jeweils andere fundamentale Parameter. Nachfolgend stellen wir Ihnen die wichtigsten vor.
Glossar: deutsche und englische Fachbegriffe der Fundamentalanalyse
Wer sich umfassend über Aktien (englisch: stocks), Währungen (englisch: currencies) und Rohstoffe (englisch: commodities) und die jeweiligen Kennzahlen und Einflussfaktoren informieren will, kommt um eine Recherche im englischsprachigen Raum nicht herum. Deswegen sind alle Kennzahlen und Fachbegriffe nachfolgend auch in der englischen Übersetzung aufgeführt. Dies wird Ihnen die Recherche erleichtern, zum Beispiel bei ausländischen Aktien, in den USA gehandelten Rohstoffen oder bei Währungspaaren aus dem angelsächsischen Raum.
Fundamentalanalyse für Aktien und Indizes: die wichtigsten Begriffe
Aktienrendite und TSR – total shareholder return
Eine wichtige Kennzahl zur Bewertung der Performance von Aktien. Diese Kennzahl ist weiter gefasst als die Dividendenrendite. Die Formel ist: Aktienrendite = (Endaktienkurs – Anfangsaktienkurs) + Dividenden ÷ Anfangsaktienkurs.
Cashflow (auch: Geldfluss, Kassenzufluss) und cash flow
Die entscheidende Kennzahl, um die Liquidität eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Vergleichszeitraums bewerten zu können.
Dividendenrendite und dividend yield
Eine wichtige Kennzahl zur Bewertung von Aktien. Die Formel ist: Dividendenrendite = Dividende ÷ Aktienkurs * 100 %
Eigenkapital (auch: Eigenmittel) und equity
Unternehmenskapital ohne Rückzahlungsverpflichtung, das Gegenteil von Fremdkapital
EKQ – Eigenkapitalquote und ER – equity ratio
Eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die gleichermaßen entscheidend für Unternehmen und Investoren (z.B. Aktionäre, Anleihen-emittierende Kreditinstitute, Gläubiger, Rating-Agenturen) ist. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Kreditwürdigkeit und Kapitalstruktur einer Aktiengesellschaft in einer einzigen Zahl darstellen. Die Formel ist: Eigenkapitalquote = (wirtschaftliches) Eigenkapital ÷ Bilanzsumme (Gesamtkapital).
Fremdkapital (auch: Fremdmittel) und debt
Unternehmenskapital mit Rückzahlungsverpflichtung, das Gegenteil von Eigenkapital
GKR – Gesamtkapitalrentabilität und ROI – return on investment
Die wohl bekannteste betriebswirtschaftliche Kennzahl überhaupt. Mit ihr lässt sich abbilden, wie effizient der Einsatz von Kapital innerhalb eines bestimmten Vergleichszeitraums war. Die Formel ist: Gesamtkapitalrentabilität = (Reingewinn + Fremdkapitalzinsen) ÷ (Eigenkapital + Fremdkapital) * 100 %.
GVZS – Gewinn vor Zinsen und Steuern und EBIT – earnings before interest and taxes
GVZS und EBIT stehen für das operative Ergebnis. Die Berechnung findet dabei nach IFRS statt. Mithilfe dieser weit verbreiteten Kennzahl lässt sich der Gewinn eines Unternehmens in einem bestimmten Vergleichszeitraum darstellen.
Internationale Rechnungslegungsvorschriften für Unternehmen und International Financial Reporting Standards – IFRS
Die Weltgemeinschaft bemüht sich über das International Accounting Standards Board (IASB) um eine internationale Harmonisierung der Standards für Jahres- und Konzernabschlüsse. Nationale Rechtsvorschriften werden durch das IFRS-Regelwerk nach und nach abgelöst.
KBV – Kurs-Buchwert-Verhältnis und P/B Ratio – price-to-book ratio (auch: P/BV)
Eine Kennzahl des Value Investing, mit der sich die Börsenbewertung einer Aktiengesellschaft beurteilen lässt. Die Formel ist: KBV = Kurs einer Aktie ÷ Buchwert einer Aktie.
KCV – Kurs-Cashflow-Verhältnis (auch: KCF) und P/CF Ratio – price-cash-flow Ratio (auch: PCR, PCF)
Eine Kennzahl, die Kurs und Liquidität in Beziehung setzt. Der Kurs lässt sich leicht ermitteln, beim Cashflow muss dagegen zwischen verschiedenen Varianten unterschieden werden, zum Beispiel Brutto-Cash-Flow, operativer Cash-Flow oder freier Cash-Flow. Die Formel ist: KCV = Kurs einer Aktie ÷ Cashflow je Aktie.
KGV – Kurs-Gewinn-Verhältnis und P/E Ratio – price-earnings ratio (auch: PER, price-earning ratio)
Eine Kennzahl, mit der sich Aktien in einem bestimmten Vergleichszeitraum beurteilen lassen. Die Formel ist: KGV = Kurs einer Aktie ÷ Gewinn einer Aktie.
KKQ – Kernkapitalquote und Core Capital Quota (auch: tier 1 ratio)
Eine Variante der Eigenkapitalquote (equity ratio), die bei Kreditinstituten zum Einsatz kommt.
KUV – Kurs-Umsatz-Verhältnis und P/S Ratio – price-sales ratio (auch: PSR)
Eine Kennzahl, die einen ähnlichen Ansatz verfolgt wie der KGV und bei Unternehmen mit schwankender Umsatzrendite eingesetzt werden sollte. Die Formel ist: KUV = Kurs einer Aktie ÷ Umsatz je Aktie.
Umsatzrendite und ROS – return on sales
Bei der Umsatzrendite wird zwischen Netto-Umsatzrendite und Brutto-Umsatzrendite unterschieden. Die Formeln sind: Netto-Umsatzrendite = Gewinn ÷ Umsatz * 100 % beziehungsweise Brutto-Umsatzrendite = Gewinn vor Steuern ÷ Umsatz * 100 %.
V – Verschuldungsgrad und DER – debt to equity ratio (auch: DER, debt/equity ratio, gearing ratio, leverage ratio)
Eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, in der das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital abgebildet wird. Aus ihr lassen sich Informationen über die Finanzierungsstruktur des Unternehmens ablesen. Beim Verschuldungsgrad wird zwischen nicht-dynamischem Verschuldungsgrad und dynamischem Verschuldungsgrad unterschieden. Die Formeln sind: Verschuldungsgrad = Fremdkapital ÷ Eigenkapital beziehungsweise dynamischer Verschuldungsgrad = Fremdkapital ÷ Cashflow
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Fundamentalanalyse für Währungen und Währungspaare: die wichtigsten Begriffe
Das Angebot und die Nachfrage nach Währungen (z.B. EUR oder USD), jeweils abgebildet in Währungspaaren (z.B. EUR/USD), ist nicht nur der Psychologie an den Märkten geschuldet. Die Kursentwicklung ist erst recht kein Zufallsprodukt, sondern ruht im Wesentlichen auf sechs Säulen:
- inländischer Anleihemarkt
- ausländischer Anleihemarkt
- Gütermarkt
- Arbeitsmarkt
- Geldmarkt
- Devisenmarkt
Wer sich bei Planung und Analyse eines Forex-Trades – egal ob technisch oder fundamental analysiert wird – auf die Analyse des Devisenmarktes (Forex-Markt) selbst beschränkt, greift also mindestens fünf Schritte zu kurz. Die sechs Säulen bestehen wiederum aus sehr vielen einzelnen Komponenten, die untereinander zum Teil sehr erhebliche Wechselwirkungen haben. Nachfolgend sind einige sehr relevante Faktoren aufgelistet:
- allgemeine konjunkturelle Entwicklung
- Entwicklung der Exporte und Import bedeutender Volkswirtschaften
- Handelsbilanzen einzelner Länder
- Geldpolitik der Notenbanken
- politisch gewünschte, künstliche Eingriffe der Notenbanken
- aktuelle Daten und Prognosen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)
- aktuelle Daten und Prognosen zu den Arbeitsmärkten
- Leistungsbilanzüberschüsse und Leistungsbilanzdefizite innerhalb der EU
Um diese komplexe Ausgangssituation mit einer sehr hohen Zahl von Variablen analytisch in den Griff zu bekommen, greift die Fundamentalanalyse zu drei theoretischen Modellen rund um die Parität (ausgewogenes Verhältnis, Gleichstellung, Gleichsetzung):
Kreuzparität und cross rate
Die Entwicklung eines Währungspaars kann indirekt, aber sehr stark, durch ein weiteres Währungspaar beeinflusst werden. Ein gegenüber dem Euro erstarkender Yen (dargestellt in EUR/JPY) beeinflusst so beispielsweise die Entwicklung im Währungspaar EUR/USD und führt in der Regel auch hier zu einem schwächeren Euro.
KKP – Kaufkraftparität und PPP – purchasing power parity
Die Theorie der Kaufkraftparität ist eine wichtige Herangehensweise aus der Volkswirtschaft und gehört dort zum Bereich der makroökonomischen Analyse. Verglichen werden entweder mindestens zwei Länder im gleichen Währungsraum (z.B. Deutschland und Frankreich) oder mindestens zwei Länder in unterschiedlichen Währungsräumen (z.B. Deutschland und Kanada). Im ersten Szenario liegt Kaufkraftparität vor, wenn Waren und Dienstleistungen eines definierten Warenkorbes für gleich hohe Geldbeträge erworben werden können. Im zweiten Szenario müssen die Geldbeträge erst durch die Umrechnung über Wechselkurse vergleichbar gemacht werden. Wenn die unterschiedlichen Währungen dabei die identische Kaufkraft haben, herrscht Kaufkraftparität vor und der nominale Wechselkurs entspricht dem realen Wechselkurs.
Zinsparität und interest rate parity
Die Theorie der Zinsparität ist ebenfalls ein bewährtes volkswirtschaftliches Analyse-Modell, sie ist allerdings älter als die Theorie der Kaufkraftparität. Die Zinsparitätstheorie geht auf John Maynard Keynes zurück. Über seine Theorie lässt sich zufällig wirkendes Anlegerverhalten zumindest teilweise besser erklären. Diese Theorie erklärt Wechselkursschwankungen dabei in erster Linie mit den Wanderungen von Kapitalanlegern: diese zieht es immer dorthin, wo die attraktivste Rendite erwirtschaftet werden kann. In der Theorie wird dabei zwischen gedeckter Zinsparität (englisch: covered interest rate parity) und ungedeckter Zinsparität (englisch: uncovered interest rate parity) unterschieden.
Fundamentalanalyse für Rohstoffe: die wichtigsten Begriffe
Die Preisentwicklungen von Rohstoffen – egal ob Edelmetalle (z.B. Gold), Nichtedelmetalle (z.B. Uran), Lebensmittel (z.B. Getreide) oder Energie (z.B. Rohöl) – beruht natürlich auf Angebot und Nachfrage. Hier gilt also das gleiche Grundprinzip wie bei Gütern oder Wertpapieren. Die Hintergründe für Kursentwicklungen sind allerdings eher so komplex wie bei Währungen und Wechselkurse. Angebot und Nachfrage nach Rohstoffen werden zum Beispiel bestimmt durch:
- das Einkaufsverhalten von industriellen Marktführern
- das Verkaufsverhalten von wichtigen Produzentenländern
- die insgesamt, wachsende globale Nachfrage durch das Wachstum in Schwellenländern
- die Transaktionen von Hedgefonds und Investmentbankern
- die Währungsentwicklungen von Leitwährungen wie dem USD und den Wechselkursen in Währungspaaren wie USD und EUR
- den von Menschen verursachten Klimawandel
- natürliche, klimatische Veränderungen im Jahresverlauf
- das Auftreten von Krankheiten in Nutztierbeständen
- die Handelspolitik einflussreicher Staaten
- die Verabschiedung beziehungsweise Nicht-Verabschiedung von Freihandelsabkommen
- den Aufbau und Abbau von Exportschranken
- die Anwendung oder Aufhebung von Strafzöllen auf begehrte Rohstoffe
- politische Unruhen in einem Schlüsselland für ein bestimmtes Produkt (Uran aus Kasachstan stellt beispielsweise mehr als 30 % des Weltmarktes)
- den wissenschaftlichen Fortschritt beim Ersatz von endlichen Naturrohstoffen durch künstlich erzeugte Rohstoffe (aus der Asche von Kohlekraftwerken kann beispielsweise mittlerweile Uran gewonnen werden)
Grundlagen der Fundamentalanalyse: Jede Analyse ist stets Interpretation!
Die Fundamentalanalyse ist allein schon aufgrund der je nach Asset sehr unterschiedlichen Kennzahlen deutlich weniger anpassungsfähig als ihr Gegenmodell, die technische Analyse. Selbst ein erfahrenen „Fundamentalist“ tut sich bei der Einarbeitung in einen neuen Markt anfangs also schwer. Die technische Analyse kann, als Asset-unabhängige Methode, dagegen vom interessierten Anleger vergleichsweise schnell auf neue Märkte übertragen werden.
Beide Methoden der Analyse haben allerdings etwas gemeinsam: jede Analyse ist stets Interpretation, es gibt also keine unumstößlichen Wahrheiten. Zu diesem Interpretationsspielraum gehören, ganz unvermeidlich, auch Fehleinschätzungen. Während die technische Analyse grundsätzlich sehr anfällig für unsaubere Detailarbeit ist, verzeiht die fundamentale Analyse kleinere Fehler besser, auch weil der Anlagehorizont von Value Investoren in der Regel langfristiger ist. Die wissenschaftliche Validität der Fundamentalanalyse ist mittlerweile umstritten. Hier ergeht es diesem über lange Jahre als unumstößlich angesehenen Denkansatz also nicht mehr nicht besser als der schon immer stärker kritisierten technischen Analyse. Sowohl die technische Analyse als auch die Fundamentalanalyse kollidieren mit neueren Finanzmarkttheorien wie der „Effizienzmarkthypothese“ und dem „Random Walk“. Diese Theorien sind allerdings auch selbst zum Teil durchaus umstritten.
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Die Frage „Technische Analyse oder Fundamentalanalyse?“ kann nicht im luftleeren Raum beantwortet werden. Die richtige Antwort hängt in erster Linie von Ihrer Ausrichtung als Privatanleger ab. Je kurzfristiger Sie investieren, desto mehr können Sie die technische Analyse miteinbeziehen. Je langfristiger Sie planen, desto mehr sollten Sie sich auf die Fundamentalanalyse verlassen. Beide Ansätze sind übrigens keine absoluten Wahrheiten, sondern nur Bezugssysteme, finanzielle Weltanschauungen. Manche würden sagen: einfach nur Theorien! Genau verhält es sich mit dem aktuellen Trend „Behavioral Finance“, der Verhaltensökonomik. Verfechter dieses Ansatzes zweifeln übrigens sowohl an der Validität der technischen Analyse als auch an der Gültigkeit der Fundamentalanalyse.
Diese allgegenwärtige Unsicherheit zwischen verschiedenen „Glaubensrichtungen“ und unbewiesenen Theorien müssen Sie als Wertpapierhändler aushalten können, denn schon die „normale“ Welt besteht aus Unschärfen und Unsicherheiten. Diese sind die Regel und nicht die Ausnahme. Auf die globalen Finanzmärkte trifft diese Verschwommenheit (englisch: fuzziness) in besonderem Maße zu, denn diese Systeme sind komplex und die Datenlage ist unbestimmt. Dennoch müssen aktive Privatanleger auf dieser Basis tagtäglich möglichst gute Entscheidungen treffen.
Wer sich näher mit den Möglichkeiten und Grenzen der Fundamentalanalyse beschäftigen möchte, dem legen wir die Erkenntnisse des polnisch-schweizerischen Mathematikers Edward Kofler nahe. Er hat sich besonders intensiv mit der Spieltheorie und der Fuzzy-Logik beschäftigt und daraus die Theorie der linearen partiellen Information erarbeitet. Mit Hilfe dieser Theorie solle es gelingen praxisnahe Entscheidungen zu treffen, trotz der allgegenwärtigen Unschärfe der Daten- und Informationslage. Sehr interessant könnte für den ambitionierten Privatanleger auch der wissenschaftliche Beitrag „Financial markets analysis by using a probabilistic fuzzy modelling approach“ (Jan van den Berg , Uzay Kaymak, , Willem-Max van den Bergh) sein.
7 wichtige Fachbücher zur Fundamentalanalyse
1) Ein exzellenter Einstieg in das Thema Fundamentalanalyse ist ein Standardwerk von 1949, „The Intelligent Investor“, verfasst von Benjamin Graham. Wer sich auch für die historische Entwicklung der Fundamentalanalyse interessiert, kann alternativ auch schon mit Grahams erstem Werk, „Security Analysis“ aus dem Jahr 1934 starten.
2) 2013 ist Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse: Praxisnahe Einführung mit zahlreichen Fallbeispielen börsennotierter Unternehmen von Nicolas Schmidlin erschienen. Das Buch hat, wenn man den sehr guten Rezensionen Glauben schenken darf, durchaus das Potential zu einem deutschsprachigen Klassiker für den Einstieg in die Fundamentalanalyse zu werden.
3) Nicht ganz billig in der Anschaffung, dafür aber besonders lesenswert, ist der Geheimtipp Fundamentalanalyse im Portfoliomanagement: Konjunkturindikatoren verstehen und analysieren von Conrad Mattern. Dieses Buch verknüpft Theorien aus der Fundamentalanalyse mit praktischen Strategien aus dem Portfoliomanagement zu einem wirkungsvollen Gesamtkonzept.
4) Wer ausreichende mathematische Vorkenntnisse hat, sollte in einer gut sortierten Fachbuchhandlung einmal einen Blick in Fundamentale Analyse von Jack D Schwager werfen. Es gibt von diesem Autoren auch noch weitere Bücher aus der Serie „Schwager on Futures“.
5) Das Unternehmen RBS RoeverBroennerSusat, eine mittelständische Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft aus Deutschland, betreibt die sehr hilfreiche Webseite IFRS-Portal. Dort sind zahlreiche Informationen zu den International Financial Reporting Standards (IFRS) und den International Accounting Standards (IAS) hinterlegt. Auf dem IFRS-Portal gibt es auch einen eigenen Bereich, in dem relevante und aktuelle Fachbücher zu den Themen IFRS und IAS empfohlen werden.
6) Mit seinem Wegweiser für Investoren zur Analyse des deutschen Aktienmarktes: Führt die Fundamentalanalyse oder die Technische Analyse zur höheren Rendite? unternimmt der junge, österreichische Autor Clemens Liepert einen mutigen Versuch. Das 2012 veröffentlichte Buch nähert sich der Antwort auf die Glaubensfrage „Fundamentalanalyse oder technische Analyse?“ auf Basis von zahlreichen ausgewerteten Studien an.
7) Die Versöhnung von Fundamentalanalyse und technischer Analyse scheint ein wichtiger Trend zu sein. Kein Wunder eigentlich, kommen doch beide Methoden durch die Erkenntnisse der Behavioral Finance aktuell stark unter Druck. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang die englischsprachige Dissertation von Ute Bonenkamp: Combining Technical and Fundamental Trading Strategies: Profits, Market Reactions, and Use by Professional Investors.
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1) In Deutschland ist der offizielle YouTube-Kanal „Talks at Google“ noch überraschend wenig bekannt, dabei ist er schon seit 2005 auf Sendung. Wir empfehlen gerne diesen Geheimtipp, denn hier gibt es sehr regelmäßig aktuelle und relevante Beiträge zur Fundamentalanalyse. Es diskutieren zum Beispiel John Heins und Whitney Tilson über „The Art of Value Investing“ und Tobias Carlisle referiert über „Deep Value Investing“.
2) Sehr aufschlussreich ist sicher auch die BBC-Dokumentation „Warren Buffett: The World's Greatest Money Maker“ über die Value-Investing-Legende Warren Buffett. Dem Reporter Evan Davis ist es sehr gut gelungen, die vielschichtige Persönlichkeit des Investors von allen Seiten zu beleuchten, natürlich kommt auch Buffett selbst zu Wort.
3) Eniteo.de, das Derivateportal der DZ Bank, hat einen YouTube-Kanal. Anders als bei vielen anderen Brokern und Banken, die voll und ganz auf die technische Analyse setzen, wird hier auch regelmäßig der Fundamentalanalyse Raum gegeben. Es geht beispielsweise um Themen wie „Fundamentalanalyse – Null-Zinsen, Aktienboom und sinkende Inflationsrate. Ist wirklich alles gut?“.
4) Von sehr unterschiedlicher Qualität sind die Beiträge auf TradimoDE, dem YouTube-Kanal der Trading-Plattform tradimo.de. Das liegt in erster Linie daran, dass an dieser „kostenlosen Trading-Schule“ verschiedene Börsen-Experten mit unterschiedlichen Hintergründen und unterschiedlichen Erfahrungshorizonten unterrichten. Eine gezielte Suche nach aktuellen, häufig gesehenen Beiträgen und/oder sehr gut bewerteten Kurz-Videos zur Fundamentalanalyse lohnt sich, gerade für Trading-Anfänger, hier aber in jedem Fall.
Die Zahl der Experten und Anbieter, die zum Thema „Fundamentalanalyse“ auf YouTube und anderen Videoportalen vertreten sind, ist leider deutlich geringer als die Zahl der Experten zur Technischen Analyse. Das liegt unter anderem daran, dass die Fundamentalanalyse mehr Wissen, einen fundierten betriebswirtschaftlichen Hintergrund und Verständnis für größere Zusammenhänge erfordert. Deswegen lässt es sich leider nicht vermeiden, nachfolgend einige gute YouTube-Kanäle von Online-Brokern zu empfehlen. Es besteht kein Interessenkonflikt bei aktiendepot.de, denn die Testergebnisse zu einzelnen Brokern wurden und werden durch die nachfolgenden Empfehlungen zu keinem Zeitpunkt beeinflusst.
5) Der YouTube-Kanal von LYNX. Sehr gut geeignet für den Einstieg sind dabei die beiden jeweils rund 1-stündigen Webinare von Dirk Friczewsky. Wenn Sie wissen möchten, wie der Broker LYNX im großen Depot-Test der Aktiendepot-Redaktion abgeschnitten hat, klicken Sie bitte hier.
6) Der YouTube-Kanal von XTB Deutschland. Mindestens sehenswert ist dort die mehrteilige Serie „Fundamentalanalyse vs. Chartanalyse – Halver vs. Oldenburger“.
7) Der YouTube-Kanal des Online-Brokers Admiral Markets. Für den Einstieg empfehlen wir das rund 1-stündige Video „Fundamental analysis“ von Nenad Kerkez. Die Sprachqualität ist leider schlecht, die Inhalte sind allerdings höchst interessant. Wenn Sie wissen möchten, wie Admiral Markets im großen Depot-Test der Aktiendepot-Redaktion abgeschnitten hat, klicken Sie bitte hier.
7 gute Webseiten zum Thema „Fundamentalanalyse“
1) Auf den Servern der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) gibt es einige hoch interessante Vorlesungsskripte aus höheren Semestern, zum Beispiel zu Themen wie „Fundamentalanalyse“ und „Unternehmensbewertung“. Diese Dokumente können als PDF-Dateien online abgerufen werden. Wir empfehlen einen Download, denn es ist nicht garantiert, dass diese Inhalte auf Dauer verfügbar sind.
2) AKTIENKAUFEN.COM ist eines unserer Partnerportale. Dort gibt es 7 aufeinander aufbauende Lektionen zur Fundamentalanalyse. Besprochen werden entscheidende Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, EBIT, EBITDA und Jahresüberschuss, aber auch spannende Diskussionsthemen wie „Small Caps versus Large Caps“ werden ausführlich behandelt.
3) Seit 2005 bieten die Wiener Börse Akademie und das WIFI Management Forum in enger Kooperation jedes Jahr viele hochinteressante Seminare an. Auch die Fundamentalanalyse spielt im kostenpflichtigen Kursangebot eine wichtige Rolle. Behandelt werden Themen wie „Volkswirtschaftliche Kennzahlen und deren börsenrelevante Interpretation“, „Frühwarnindikatoren“ oder „Erfolgsorientierte Unternehmensbewertung (DCF)“.
4) Auch bei den Webseiten-Empfehlungen zur Fundamentalanalyse empfehlen wir gerne das IFRS-Portal der mittelständischen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft RBS RoeverBroennerSusat. Die auf diesem Fachportal veröffentlichten Informationen helfen Ihnen als aktivem Privatanleger dabei, die Bilanzen und Bilanzierungspraktiken von deutschen, europäischen und international operierenden Aktien- und Kapitalgesellschaften besser und effizienter zu durchschauen. Dies ist sehr entscheidend, denn alle Kennzahlen der Fundamentalanalyse basieren natürlich auf den Daten aus der Bilanz.
5) Die Recherche in den Geschäftsberichten und Bilanzen von Unternehmen ist zeitaufwändig und nur vergleichsweise wenige Unternehmen kommen letztendlich überhaupt für ein Investment in Frage. Bei der Vorauswahl von geeigneten Kandidaten für eine eingehendere Fundamentalanalyse hilft die Webseite der Frankfurter Börse. Hier sind die Fundamentaldaten von Unternehmen über lange Zeiträume abrufbar.
6) Einen noch weiteren Blick in die Vergangenheit von Unternehmen erlaubt im deutschsprachigen Raum nur die Börsen-Plattform ariva.de. Die historischen Kurse können hier sogar heruntergeladen werden. Dadurch können sie zum Beispiel für das Back Testing und die Analyse von historischen Volatilitätswerten genutzt werden.
7) Ähnlich hilfreich wie ariva.de ist onvista.de. Da auf aktiendepot.de objektiv verglichen und Online-Broker realistisch getestet werden, wollen wir nicht verschweigen, dass dieser Anbieter auch als Bank und Brokerhaus tätig ist. Hervorgegangen ist dieses Geschäftsmodell aus dem genauso übersichtlichen wie erfolgreichen Finanzportal.
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- Fundamentalanalyse: seit den 1980er-Jahren verliert diese Methode an Boden
- Technische Analyse vs. Fundamentalanalyse: beide haben Ihre Wurzeln in 1920er-Jahren
- Fundamentalanalyse (PDF): Ratgeber zum herunterladen
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